- Wenn wir alle Englein
wären
- nach dem Roman von Heinrich Spoerl
- sw
- Uraufführung am 09.10.1936 im
Tauentzien-Palast, Berlin
- Produktion Froelich
- Regie
Carl Froelich
- Drehbuch Heinrich Spoerl
- Musik
Hansom Milde-Meißner
- Darsteller
Heinz Rühmann (Christian Kempenich)
-
Leny Marenbach
(Hedwig Kempenich)
-
Lotte Rausch
(Maria, Hausmädchen)
-
Elsa Dalands
(Selma Kempenich)
-
Harald Paulsen
(Enrico Falotti)
-
Hans August Herten
(Bürgermeister)
-
Will Dohm
(Polizeikommissar)
-
Paul Mederow
(Amtsrichter)
-
Ernst Waldow
(Amtsanwalt)
-
Hugo Froelich
(Rechtsanwalt)
-
Carl de Vogt
(Portier im Hotel Drei Linden)
-
Charlotte Krause-Walter (Else, Tochter des Bürgermeisters)
- Heinz Rühmann als kleiner, aber wohlachtbarer
Kanzleivorsteher Christian Kempenich, der durch das Studium des Kölner
Nachtlebens mit seiner Ehefrau in die Zahnräder der Justiz gerät.
- Der Kanzleivorsteher Christian Kempenich führt
ein bürgerliches Leben in der Kleinstadt Weinbach an der Mosel,
auch seine Frau Hedwig ist in der lokalen Gesellschaft angesehen. An
einem schönen Frühlingstag reist er zu einer Taufe nach Köln.
Seine Kegelkameraden zwinkern ihm zu, ist doch Köln als "sündige"
Stadt verschrieen, und auch die altjüngferliche Tante Selma meint,
"ein leeres Portemonnaie sei die beste Versicherung gegen die
Versuchung". Und es kommt, wie es kommen muß: auf der Rückfahrt
von der Taufe drängt es ihn, "der Wissenschaft halber"
doch etwas die Sünde zu studieren. Er findet sich in einem Kabarett
wieder, wo er unter den Klängen von "Seitensprung"
Rollschuhtänzern zusehend auf die schöne Galathee wartet. Aber
letztendlich hat er hauptsächlich Alkohol konsumiert, und als er in
der Frühe aufwacht, befindet er sich zwar mit einer schönen
unbekannten in einem Hotelzimmer, aber im Mantel. Als diese dann
noch "Bubi" säuselt, verschwindet er schnell aus dem
Zimmer.
- Seine Frau hat indessen den Tag zu einer
Moseldampferfahrt genutzt. Ihr Gesangslehrer Falotti hat sich im
letzten Moment zu ihr gesellt, und unter Wein und Gesang verpassen
sie den Ausstieg. Und als das Boot mit Verspätung spätabends in
Koblenz ankommt, ist der letzte Zug weg, und es bleibt nur noch ein
Hotel als Ausweg.
- Mit Gewissensbissen fahren die beiden im nächsten
Morgen nach Hause. Hedwig erreicht es knapp vor ihrem Mann und
beschwört das Hausmädchen Maria, nichts von ihrem Ausflug zu erzählen.
Und so scheint die Welt wieder in Ordnung zu sein - wenn nicht der
Zimmerkellner im Kölner Hotel "Mon Bijou" Anzeige den
Diebstahl sämtlicher Bettwäsche bemerkt und Anzeige gegen den im
Verzeichnis eingetragenen "Christian Kempenich und Frau"
erstattet hätte.
- Langsam nimmt das Unheil seinen Lauf, und
die Wahrheit kommt schrittweise ans Tageslicht. Der Versuch
Kempenichs, Falotti als vermeintlichen Hotelbesucher darzustellen,
wird von Hedwig nicht geglaubt. Die Eheleute trennen sich, Christian
Kempenich verliert seine Stelle und verfällt dem Alkohol.
- Schließlich kommt es zum Gerichtsverfahren.
Kempenich versucht geniert, dem Amtsrichter "auf Französisch"
zu erklären, daß er "complètement bleu" gewesen sei.
Der Koblenzer Portier versichert, daß Hedwig Kempenich bei ihm
gewesen sei und Herrn Falotti eine Ohrfeige gegeben hätte, als ihr
klar wurde, das dieser ein Doppelzimmer für die beiden bestellt
hatte - Hedwig hatte die Nacht schließlich alleine auf dem Bahnhof
verbracht. Der Amtsrichter kann das Verfahren also mit einem Grinsen
einstellen, und die Welt ist wieder in Ordnung.
- Die Moral von der Geschichte zeigt auf die
Moralisten: nicht nur ein Schelm, wer böses dabei denkt, sondern
auch wie schnell die Achtung verloren geht, wenn eine böse Zunge
sich an etwas wetzen kann. Die einzige treue Seele ist das Hausmädchen,
die zwar als das dämliche Ding abgestempelt wird, aber nie seinen
Glauben an die Ehre des Paares verliert und auch in der größten
Krise mit einfachem Rat beiseite steht und versucht, die Eheleute
wieder zusammenzubringen.
- Alles dies in eine Serie von heiteren Szenen
eingepackt: von dem betrunkenen Rühmann, der mit seinen Koffern
einen Tanz aufführt; über den schönen Sänger Falotti, der sich
via Atemstütze seinen Schülerinnen nähert bis zu den ehrenhaften
Damen, die alle zum Schlüsselloch stürzen, um ihre "gute
Freundin" in einer peinlichen Lage zu beobachten.
-
- aus Heinz Rühmanns Erinnerungen über
diesen Film:
- Die Schlußeinstellung des Films gehört
zu meinen Lieblingstexten:
- Kanzleivorsteher Christian Kempenich
steht engumschlungen mit seiner Frau im Gärtchen seines Hauses und
blickt über die Steinbrüstung auf den Fluß. Johanneswürmchen
funkeln durch die Nacht. Verliebt sagt er zu ihr:
- Wenn wir alle Engel wären, dann hätten
die Zeitungen nichts zu schreiben, die Zungen nichts zu reden, die
Obrigkeiten nichts zu ordnen, Staatsanwälte und Dichter gingen
stempeln, und man stürbe vor Langeweile. Es ist erwünscht, daß
jeder einmal über die Stränge schlägt - natürlich in allen
Ehren und soweit Platz vorhanden. Dann ist die Welt lustig, und es
läßt sich darin leben!
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