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Das Schauspiel "Die Büchse der Pandora" (1902) ist eine Tragödie in 3 Aufzügen von Frank Wedekind. Sie ist die Fortsetzung von der Tragödie "Erdgeist". Beide Stücke wurden von Wedekind später als Bühnenfassung in einem Stück mit dem Titel "Lulu. Tragödie in 5 Aufzügen mit einem Prolog." zusammengefasst.

Personen

Zusammenfassung

Der erste Akt spielt in einer deutschen Großstadt, der zweite in Paris, der dritte in London.

Lulu wird von der in sie verliebten lesbischen Gräfin Geschwitz aus dem Gefängnis befreit. Auch der Gymnasiast Hugenberg hatte aus Liebe zu Lulu einen Befreiungsplan ausgearbeitet, kommt aber zu spät.

Lulu flieht mit ihrem Anhang, dem alternden Gauner Schigolch, der möglicherweise ihr Vater ist, Dr. Schöns Sohn Alwa und dem Athleten Rodrigo nach Paris. Dort heiratet Lulu den mittlerweile aufgrund seines Erbes vermögenden Alwa Schön und führt ein Luxusleben. Von anderen Männern, wie etwa dem Marquis Casti-Piani, lässt sie sich umwerben.

In Paris ist sie jedoch diversen Erpressungsversuchen ihrer ehemaligen Liebhaber, darunter auch Rodrigo, ausgesetzt. Lulu stiftet Schigolch zum Mord an Rodrigo an und muss schließlich vor der Polizei aus Paris fliehen.

Lulus letzte Station ist London, wo sie dem Gewerbe der Prostitution nachgeht und als Strichhure den Lebensunterhalt für ihre Begleiter Alwa, Schigolch und die sie sklavisch liebende Gräfin Geschwitz verdient. Alwa wird von einem Kunden Lulus erschlagen. Lulu und die Gräfin Geschwitz enden schließlich als Opfer des Frauenmörders Jack the Ripper.

Handlung

Die Handlung beginnt wie in Erdgeist mit einem Prolog. In einer Buchhandlung unterhalten sich der Verleger, der Autor, der Leser und der Staatsanwalt über das neueste Werk des Autors, das der Staatsanwalt verbieten lassen will.

Erster Akt

Am Ende von Earth Spirit wurde Lulu wegen des Mordes an ihrem dritten Ehemann, Dr. Schön, inhaftiert. Die Büchse der Pandora beginnt damit, dass ihre Verbündeten auf ihre Ankunft warten, nachdem sie in einem ausgeklügelten Komplott aus dem Gefängnis entlassen wurde. Die lesbische Gräfin Geschwitz, die immer noch in Lulu verliebt ist, hat mit ihr die Identität getauscht und nimmt Lulus Platz im Gefängnis ein, in der Hoffnung, dass Lulu sie im Gegenzug lieben wird. Rodrigo Quast, der Akrobat, will Lulu als Zirkusartistin mitnehmen, doch als sie ausgemergelt vom Gefängnisregime ankommt, erklärt er sie für untauglich. Alwa Schön, der Schriftsteller, erliegt ihrem Charme, obwohl sie seinen Vater ermordet hat. Sie reisen gemeinsam ab.

Zweiter Akt

Lulu und Alwa, inzwischen verheiratet, unterhalten sich in ihrem luxuriösen Haus. Alle profitieren von den Investitionen in die Jungfrau-Seilbahngesellschaft. Zwei Personen versuchen, sie zu erpressen, da sie immer noch von der deutschen Polizei gesucht wird: Rodrigo, der Akrobat, und Casti-Piani, ein weißer Sklavenhändler, der ihr anbietet, sie in einem Bordell in Kairo unterzubringen. Der finstere Schigolch, Lulus erster Gönner und möglicherweise ihr Vater, taucht wieder auf und bietet an, Rodrigo und Geschwitz in seine Unterkunft zu locken, und verspricht, sich um den bedrohlichen Rodrigo zu "kümmern". Als die Polizei eintrifft, um sie zu verhaften, tauscht Lulu die Kleider mit einem Bräutigam und flieht. In der Zwischenzeit ist der Kurs der Jungfrau-Aktie zusammengebrochen, so dass sie mittellos ist.

Dritter Akt

Lulu lebt nun mit Alwa und Schigolch in einer Mansarde und arbeitet als Prostituierte. Geschwitz kommt mit dem zusammengerollten Porträt von Lulu als unschuldigem Pierrot an, das Lulu während der gesamten Handlung dieses Stücks und seines Vorgängers begleitet hat. Lulus erster Kunde ist der fromme, stumme Herr Hopkins. Alwa wird von ihrem nächsten Besucher, dem afrikanischen Prinzen Kungu Poti, getötet. Ein anderer Kunde, der schüchterne Dr. Hilti, flieht entsetzt, und Geschwitz versucht vergeblich, sich zu erhängen. Jack" (vermeintlich Jack the Ripper), ihr letzter Kunde, streitet mit ihr über ihr Honorar. Geschwitz schwört, nach Deutschland zurückzukehren, sich zu immatrikulieren und für die Rechte der Frauen zu kämpfen. Jack ermordet Lulu und Geschwitz; letztere stirbt mit einer ewigen Liebeserklärung an Lulu.

Rezeption

Das Stück hat ein breites Spektrum an Interpretationen hervorgerufen, von denen, die es als frauenfeindlich ansehen, bis zu denen, die Wedekind als Vorboten der Frauenbefreiung bezeichnen. Im Mittelpunkt dieser divergierenden Lesarten steht die zweideutige Figur der Lulu selbst. Jeder Mann in ihrem Leben, der sich in der patriarchalischen Gesellschaft, für die sie einen potenziellen Affront darstellt, sicher fühlt, findet in ihr, was er sehen will. Ihre eigenen Bedürfnisse hingegen bleiben im Dunkeln. Und jeder Mann lässt sie im Stich, weil er eine blinde Missachtung ihres wahren Ichs an den Tag legt, eine Gleichgültigkeit, die aus jener Mischung aus Selbstbezogenheit und Eigennutz herrührt, die Wedekind ... als typisch männlich ansah".

Ob Lulu nun Opfer oder Femme fatale ist, der Schwerpunkt dieses zweiten Stücks verlagert sich in Richtung Geschwitz, die Wedekind in seinem Vorwort zur Ausgabe von 1906 als "tragische Zentralfigur des Stücks" bezeichnet und als Beispiel sowohl für "übermenschliche Selbstaufopferung" als auch für geistige Stärke angesichts des "furchtbaren Schicksals der Abnormität, mit dem sie belastet ist", anführt.

 


 

Hinweis: der vollständige Text steht hier als PDF zum kostenlosen Download bereit: Die Büchse der Pandora - Viel Spaß beim Lesen!

 

 

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