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Heinz Rühmann war ein sehr weiser Mensch
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- Hier finden Sie eine Auswahl seiner schönsten
Zitate.
- Wie kann man jemanden besser verstehen,
- als wenn man seine Ansichten kennt ?
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- Diese Sammlung an Zitaten
stammt aus dem Buch
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"Heinz Rühmann - Gedanken & Zitate"
- von Edith Jeske,
der wir herzlich für die Erlaubnis danken,
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- Privat
- Aller Anfang ist schwer
- Die Leinwand lacht
- Die Frauen in seinem Leben
- Faszination Technik
- Herr und Hund
- Bretter, die das Glück
bedeuten
- Vom Kinotopp zum Pantoffelkino
- Ernst ist das
Leben- Heiter
die Kunst
- Über seine Rollen
- Nichts ohne Disziplin
- Rühmann führt Regie
- Rühmann über Zeitgenossen
- Der Künstler und seine
Publikum
- summa Summarum,
künstlerische Bilanz
- Nicht, wer am lautesten
lacht ...
- Rühmann ganz privat
- Der Mensch und die
Politik
- Gedankensplitter
- Wenn Ich mir
was wünschen dürfte
- In weiter Ferne so nah
- Privat
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- (über seine Mutter)
- Ihr habe ich nicht vieles, sondern alles zu verdanken.
- Von uns drei Kindern war ich ihr, glaube ich, am
- ähnlichsten. Sie war im Geiste oft neben mir, wenn ich auf
- der Bühne stand, sie blieb auch später bei mir und führte
- mich, nur war ich damals noch zu jung,
- um es zu begreifen.
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- Bereits mit zwei oder drei Jahren soll ich versucht haben, Bilder
aus Illustrierten
- oder Zeitungen nachzuspielen, deren Unterschriften man mir
vorlesen mußte.
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- Ich war damals mit zehn das, was die meisten in
- diesem Alter waren, sind und hoffentlich immer sein
- werden: ein Lausejunge.
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- Ich landete an der Luitpold-Schule, um das Abitur zu machen.
- Da passierte es! Ich ließ im Laufe der Zeit mehr und mehr in
meinen
- Leistungen nach. Daran war keine Primanerliebe schuld, sondern in
- mir rumorte das Theater. Mit einen Mal! Wodurch?
Wieso? Warum? -
- Ich weiß es nicht. Außer Märchenvorstellungen hatte ich kein
- Theatererlebnis. Aber ich konnte an nichts anderes mehr denken.
- Es war wie ein Zwang. Ich probierte vor dem Spiegel. Stundenlang.
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- Aller Anfang ist schwer
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- Während meines ersten Engagements wohnte ich in einem möblierten
Zimmer,
- das deshalb so preiswert war, weil es Wanzen an der Decke hatte.
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- Breslau und seine Theater waren in den zwanziger Jahren das
Sprungbrett für junge
- Schauspieler zur Großstadt-Karriere. Käthe Gold ,Walter Franck,
Berta Drews und viele
- andere wurden dort entdeckt.
- Nur bei mir ging es schief.
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- Bei meinem ersten Engagement in Breslau lachten die Leute Tränen,
doch
- bedauerlicherweise an Stellen, die Ergriffenheit verlangt hätten.
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- Ich muß schamlos übertrieben haben, weil ich nur ein Ziel
kannte. Ich
- wollte das Publikum auf mich aufmerksam machen, ganz gleich,
- was ich spielte, und ich wollte zeigen, was ich alles konnte.
- Sprachlich und körperlich.
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- Bei vielen Kollegen galt ich als arrogant und war nicht beliebt.
- Dabei war ich einfach nur schüchtern. So schüchtern, daß ich
mich nicht
- vorzustellen getraute.
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- Schlechte Kritiken bekam ich auch. Für junge Schauspieler sind
Kritiken
- ungeheuer wichtig. Eine weiß ich noch wörtlich: Herr Rühmann
- unterhielt wieder einmal die Galerie; Herr Spielleiter, legen Sie
dem jungen
- Mann mehr Fesseln an!
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- Ein Jahr war ich in Breslau, da wechselte die Direktion. Richard
Gorter ging,
- Paul Barney wurde Direktor. Er übernahm nicht nur das Theater,
sondern
- auch das gesamte Ensemble. Mit einer Ausnahme.
- Und die war ich. Als einziger wurde ich nicht wieder engagiert.
Wegen
- mangelnder Begabung. Ich war nicht etwa verzweifelt. Ich wunderte
mich nur.
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- Die Leinwand lacht
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- (über Die Drei von der Tankstelle.)
- Der Film war im In- und Ausland ein ganz großer Erfolg.
- Auch für mich persönlich, wenn auch die Zuschauer erst
- ins Programmheft schauen mußten, um zu lesen,
- wie der Kleine mit der Brille hieß.
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- Die mäßigen Filme waren gegen den Hunger -
- die guten für den Aufstrich.
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- Ich war mal ganz unten. Kaputt. Erledigt. Den Inhalt meiner
Taschen
- haben sie mir gepfändet. Bei der Pleite meiner Filmfirma
Comedia
- war das. Ich war zum Kassengift geworden, zum Kassenschreck.
- Aber weil keiner mich mehr beschäftigen wollte, habe ich zum
- Theater zurückgefunden, zu Regisseuren wie Kortner, zu Autoren
- wie Beckett, Arthur Miller, im Film zu Rollen wie dem Schweijk,
- dem Hauptmann von Köpenick.
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- Die ersten der angeblich so goldenen fünfziger
Jahre -
- für meine Frau und mich waren sie alles andere als golden.
- Der Gerichtsvollzieher kam fast täglich.
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- Die Gesetze des Mißerfolges sind so rätselhaft wie die des
Erfolges.
- Wenn einer mal mit irgendwas gescheitert ist, dann klebt das an
ihm in dieser
- abergläubischen Branche wie ein Makel, obgleich das mit seinen
- schauspielerischen Fähigkeiten nichts zu tun hat.. Ihm bleibt
nichts anderes
- übrig, als noch mal von vorn anzufangen. Und das tat ich dann
auch.
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- Die Frauen in seinem Leben
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- Ich war und bin in Wirklichkeit kein stürmischer Liebhaber. Zu
dem war
- ich auch kein Typ, der von sich sagen durfte: Ich breche die
Herzen der
- stolzesten Frau'n wie es in einem Chanson heißt, das ich später
oft sang.
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- Lustig radelte ich eines schönen Tages wieder einmal nach
Worpswede,
- durch die Moorlandschaft, die es mir angetan hatte. Kurz vor dem
- Ziel überholte mich ein reizendes, ebenfalls radelndes Geschöpf.
- Kaum war die Schöne vorbei, da stellte ihr das Schicksal ein
Bein.
- Als sie sich neugierig nach mir umschaute, passierte es:
- Plumps, lag sie mit zerschundenen Knien auf der Straße.
- Das hast du nun davon, kleines Mädchen, wenn du dich nach einem
- Mann umdrehst, dachte ich. So begann’s. Soll ich davon
wirklich noch
- Viel erzählen? Ihr wißt es ja alle, wie es ist, wenn man sich in
ein
- junges Mädchen verliebt.
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- Meiner geschiedenen Frau verdanke ich sehr viel, ich profitierte
von
- ihrer geistigen Beweglichkeit, sie stärkte mein Selbstvertrauen
und
- beschaffte mir als Anfänger Engagements. Sie ist auf meiner
- Hochzeit mit Hertha Feiler gewesen.
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- Ich weiß, daß ich heute vielleicht der höchstbezahlte
Schauspieler
- Deutschlands bin. Aber ich wäre das nie mehr geworden,
- wenn mir meine Frau kein Zuhause und kein Alleinsein mit
- ihr geboten hätte.
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- Es ist nicht leicht. Zum Glück ist meine Frau keine besessene
- Schauspielerin, die ohne ihren Beruf nicht leben
könnte.
- (1968)
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- Ich will nie wieder vor eine Kamera.
- (1970,
- nach dem Tod von Hertha Feiler)
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- Meine Frau wollte unbedingt, daß ich nach ihrem Tode
- weiterspiele. Weil ich, wie sie meinte, den Menschen
- etwas geben kann. So versuchte ich alles, um mich nicht zu
verlieren.
- (1974)
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- über Hertha Droemer
- Ich habe einen Menschen an meiner Seite, mit dem ich wieder sehr,
- sehr glücklich geworden bin, nachdem ich das schon nicht mehr
für
- möglich gehalten habe.
- (1979)
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- Man kann - ich glaube, ich habe das bewiesen - auch aus Unglück,
- aus tiefsten Depressionen heraus immer wieder zur
Bejahung
- des Lebens finden, die vielen positiven Möglichkeiten sehen
- und wahrnehmen, die uns gegeben sind. Deswegen genießen
- wir jeden Tag und jede Stunde als ein großes
Geschenk.
- (1979)
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- Faszination Technik
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- Den Vierzylinder habe ich, weil ich meinen dreirädrigen Diavolo
verkaufen
- konnte. Den wiederum besaß ich nur, weil ich vorher ein Motorrad
hatte,
- das ich einem Ausländer abkaufte. Vorläufer des Motorrads war
ein
- Fahrrad, das ich durch Nachhilfestunden verdient hatte. Sie sehen
also:
- Meine Passion hat einen richtigen Stammbaum.
- (Interview 1928)
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- Ich habe schon immer für Motoren viel übrig gehabt. Sie sprechen
für
- mich ihre eigene Sprache und nehmen von ihren Herrn all die Liebe
- und Sorgfalt an, die er ihnen zukommen läßt.
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- Wie Frauen beim Bummel durch die Stadt vor Modegeschäften
- stehen bleiben, so suche ich - gleich in welcher
Stadt - Autosalons,
- die ich in meiner manischen Technikbesessenheit auch sofort finde.
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- Über seinen ersten Flug, einen Rundflug über Berlin in
einer offenen Maschine:
- Benommen und beeindruckt war ich, in Sekundenschnelle war es
geschehen,
- und ich war auf der Stelle verloren - endgültig und für immer ein
Fliegernarr.
- Angst habe ich nur einmal gehabt - vor 25 Jahren, in Staaken, als
ich noch
- nicht fliegen konnte und meine Fliegerlaufbahn mit einem Bruch
begann.
- Ich schmierte mit einer klapprigen Sportmaschine aus 30 Meter
Höhe ab
- und stellte das Vögelchen auf den Kopf. Ein Rad war weg, der
Propeller
- zersplittert. Da es seinerzeit noch keine Versicherungspflicht
gab,
- mußte ich den Schaden aus der eigenen Tasche
blechen.
- (1956)
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- Weihnachten, Ostern, Pfingsten und alle anderen Feiertage
zusammengerechnet
- würden nicht ausreichen, meine Erregung begreifen zu lassen.
- Mein Kindertraum war im Sommer 1932 in Erfüllung gegangen.
- Da stand sie, meine kleine Klemm, funkelnagelneu, glitzernd im
Sonnenlicht!
- Wie hätte ich mich gefreut, als ersten Fluggast die Mutter
mitnehmen zu können,
- wie ich es ihr so oft versprochen hatte.
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- Manchmal träume ich, ich fliege. Nicht mit dem Flugzeug oder
Ballon,
- nein, selbst, ohne alles.
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- Dieser Rust , der da in Moskau landete - fliegerisch eine tolle
Leistung.
- Aber natürlich macht man so was nicht.
- Man muß in der Luft umkehren können.
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- Herr und Hund
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- Tiere, vor allem Hunde, gehörten seit meiner Jugend zu meinem
Leben.
- Irgendwo habe ich einen Satz gehört, der mir aus dem Herzen
gesprochen
- ist: Natürlich kann man auch ohne Tiere leben, aber hat das Leben
dann
- noch einen Sinn?
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- Die Zahl der Filme, in denen ich mit Hunden spielte, ist Legion.
- Nicht selten habe ich mich so an die Vierbeinigen Kollegen
- gewöhnt, daß ich sie nach den Dreharbeiten mit nach Grünwald
- nahm und adoptierte.
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- Mein bester Co-Pilot war Struppi.
- Mein Rauhhaardackel. Struppi war absolut luftdicht.
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- Bretter, die das Glück bedeuten
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- Ich halte es mit Max Reinhardt, dem genialen Theatermann der
zwanziger Jahre,
- der einmal sagte: Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters.
- Es ist der letzte Schlupfwinkel für diejenigen, die ihre Kindheit
heimlich in die Tasche gesteckt
- und sich damit auf und davon gemacht haben,
- um bis an ihr Lebensende weiter zuspielen.
- Zunächst einmal ist der Stoff wichtig. Es hat wenig Sinn, eine
sehr gute Rolle
- in einem schlechten Stoff zu spielen. Und am liebsten spiele ich
in einem sehr
- guten Ensemble mit sehr guten Kollegen. Denn im Gegensatz zu dem,
- was man mir oft nachsagt, möchte ich nicht der Star sein.
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- Manchmal, wenn das Lachen im Parkett verstummt, wenn es ganz still
wird
- und ich die Menschen führen kann - aus dem Lachen heraus in ein
- Schweigen der Erschütterung -, dann fühle ich mich
glücklich.
- (1974)
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- Ich kam dahinter, daß man am Theater nicht immer etwas wollen
muß,
- um aufzufallen, sondern daß das Stille, Unabsichtliche auch zum
- Erfolg führen kann.
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- Das Theater ist nun mal kein Schlaraffenland, in dem einem die
gebratenen
- Tauben in den Mund fliegen.
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- Das Publikum lacht ja gerne mit, wenn es weiß, warum auf der
Bühne
- gelacht wird. Ist es mit einbezogen, gibt es oft spontanen
Szenenapplaus,
- und der wiederum schafft uns Schauspielern die Atempause,
- den Lachreiz zu unterdrücken.
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- Ich bin dem Leben dankbar, Schauspieler zu sein -
- das ist der schönste Beruf der Welt.
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- Vom Kintopp zum Pantoffelkino
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- ( Über die ersten Tonfilme.)
- Wir waren alle mit Begeisterung bei der Sache und bejubelten in
den
- Mustervorführungen jeden Ton, jedes Geräusch. Papierrascheln,
- Geklirr beim Löffel rühren in einer Tasse, Wassertropfen.
- Ich erinnere mich, wie entzückt wir waren, als die Tür
quietschte.
- Dann ölte sie ein eifriger Atelierarbeiter, und nun ging sie
lautlos auf und zu.
- Längere Drehunterbrechungen. Zwei Mann arbeiteten angestrengt so
lange,
- bis die Tür wieder quietschte.
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- In einem Brief aus Meersburg am Bodensee wurde mir mitgeteilt,
daß ein
- Schüler - genau wie im Film - ein Schild an das Schulgitter
gehängt hatte:
- Wegen Bauarbeiten bleibt die Schule heute geschlossen.
- Nicht nur die Schüler, auch die Lehrer kehrten morgens um, und
der
- Direktor saß, wie in der Feuerzangenbowle allein in der Schule.
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- Eine internationale Karriere habe ich nie gemacht.
- Meine Stimme ließ sich nicht synchronisieren, und
- so einen deutschen Typen wie den Hauptmann von
- Köpenick können Franzosen und Italiener nicht verstehen.
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- Theaterrollen vergißt man nie. Filme schon: wenn sie
- auf Celluloid sind, hat man den Kopf wieder frei.
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- Ernst ist das Leben- Heiter ist die Kunst.
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- Anstrengung? Danach wird nicht gefragt,
- das ist unser Beruf.
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- Wenn ein Schauspieler sich voll mit einer Filmrolle
- identifiziert. Dann wird aus der Scheinwelt des Films
- oder des Theaters die Wirklichkeit.
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- Ich sehe Menschen in erster Linie als Schauspieler.
- Ich studiere sie ununterbrochen, entdecke sofort das
- Typische an ihnen und nehme das in mich auf. Ich
- kann ihnen stundenlang zuschauen. Wenn ich nur
- einen Platz fände, wo mich niemand erkennt! (1974)
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- Über seine Rollen.
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- Die Leute lachen ja immer, wenn sie mich sehen.
- Den Leuten fällt da wahrscheinlich Charleys Tante oder
- Der Mustergatte eher ein als etwa der Pfandleiher oder
- Der Tod des Handlungsreisenden- das blieb nicht haften.
- Allerdings habe ich die anderen, die komischen Sachen
- ja auch viel länger gemacht.(1975)
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- Über Schweijk
- Ist Schweijk dumm, oder tut er nur so? Steckt in diesem
- borstigen Schädel nicht ungeheuer viel Schläue? Ich habe
- versucht, beides anzudeuten, ein bißchen in der Schwebe
- zu lassen. Dabei ist mir erstmals richtig klargeworden,
- wie schwer es ist, einen Dummen zu spielen, der
- vielleicht gescheiter ist als wir.
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- Wissen sie - den Schweijk würde ich heute anders spielen.
- gefährlicher , Die Leute glauben ja das ist ein Spaßvogel,
- aber das ist er gar nicht. Der Schweijk ist ein absolut ernster
- Mensch, der nur komisch wirkt. Das hat mir am meisten
- Schwierigkeiten gemacht. Das würde ich gerne nochmal
spielen.(1992)
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- Den Hauptmann von Köpenick mag ich nicht mehr so recht,
- wie ich ihn gespielt habe. Der war zu nett. Und zu lustig.
- Eigentlich war er ein armer Mensch,der sich für jahrelanges
- Eingesperrt sein revanchiert, indem er das Militär ad absurdum
- Führt. So muß man den spielen. So würde er mehr
- Gewinnen und bedeuten.(1992)
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- Über die Rolle im Narrenschiff
- Nicht nur, daß die Rolle so geworden ist, wie ich sie mir dachte
und
- wie ich sie spielen wollte. Sondern, daß auch die
Arbeitsumstände
- so durchaus angenehm sind, hat mein erstes Gastspiel in Hollywood
- so schön gemacht.
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- Man hat mich oft gefragt, warum ich so gerne Figuren
- am Rande der Gesellschaftsordnung darstelle, vielleicht,
- deshalb. Weil ich in ihnen die Erfahrung meines Lebens
- ausdrücken kann, gerade auch die Niederlagen und
- Nackenschläge .Von einem gewissen Alter an habe
- das alles nicht mehr verdrängt, sondern in meinen Rollen
- verarbeitet . Um den Menschen klarzumachen, daß Trauer
- und Schmerz zu unseren Leben gehören.
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- Das Schicksal des kleinen Mannes und was er zu sagen hat
- ist soviel interessanter als das, was große Persönlichkeiten
- von sich geben. Wann kommt er schon einmal zu Wort? Wann
- kann man ihm ein Denkmal setzen?
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- Wenn ich heute über mein Leben nachdenke. Müßte ich
- allenfalls sagen: ich bin doch nicht das geworden, was ich
- eigentlich gern geworden wäre, nämlich ein großer Clown.
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- Nichts ohne Disziplin
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- Ich bin kein Mensch, der gut ohne Uhr leben könnte.
- Ich bin kein Sklave der Zeit, aber ich teile mir meinen
- Tag sehr gern nach Stunden ein und habe gute
- Erfahrung damit gemacht.
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- Ich achte darauf, immer in Form zu sein. Ich möchte immer
- in Ordnung sein, genau wie ich es gern habe, daß mein
- Auto in Ordnung ist, daß es nirgends den kleinen Defekt gibt.
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- Es fängt nicht mit dem Lernen des Textes an. Es fängt damit an,
sich
- in der Rolle vollständig unterzuordnen, sich in den Typ mit aller
- Intensität hineinzudenken. Das bedeutet eine große
- innere Anstrengung!
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- Wissen Sie, ich bin kein Genie. Ich muß sehr fleißig sein.
- Ich muß mit meinem Kopf arbeiten. Ich bin ein Schauspieler,
- der über die Dinge nachdenkt. Dazu brauche ich einen
- Bereich in meinem Leben, der nur mir gehört
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- Rühmann führt Regie
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- Ein Film , den man inszeniert hat, ist viel mehr der eigene Film
- als einer, in dem man die Hauptrolle spielt, und sei sie noch so
groß.
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- Im Atelier habe ich in einer Ecke ein kleines Zelt stehen, wo ich
mit
- Drehbuch, Bleistift und Stoppuhr jede einzelne Einstellung
- auf die Sekunde genau kontrolliere. Nur auf diese Weise
- kann ich mit Sicherheit erkennen, wo im Fluß der Handlung
- eventuell gerafft oder gestreckt werden muß. Nur so läßt
- sich das wichtigste innere Gleichgewicht erreichen.
- (Anfang der 60er Jahre)
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- Während es sonst um mich herum nicht still genug sein kann,
- zu Hause oder auf Reisen, kann ich in meiner Kabause tief und
- fest schlafen, während im Atelier geredet und gehämmert wird.
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- Rühmann über Zeitgenossen
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- (über Friedrich Basil:)
- Mein Schauspiellehrer war eine imposante Erscheinung im
- Münchener Kulturleben. Er verkörperte noch den Hoftheaterstil
- mit rollendem Zungen-R.. Bei ihm nahm auch der Schriftsteller
- Frank Wedekind Schauspielunterricht, und später hörte ich,
- er habe Adolf Hitler in Gestik unterwiesen.
- Zuzutrauen wäre es beiden.
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- (über Adele Sandrock)
- Adele war eine Institution, die nicht übersehen werden konnte
- und durfte. Sie liebte es, hofiert zu werden.
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- (über Hans Albers:)
- Er war in seiner ganzen Art in vielem das Gegenteil von mir.
- Er liebte das Bad in der Menge, er improvisierte gern und
- konnte dadurch seine Partner gelegentlich ganz schön aus
- dem Konzept bringen. Wenn es das Wort Volksschauspieler
- nicht schon gäbe, für ihn hätte es erfunden werden müssen.
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- Kam er morgens ins Atelier, rief er Seid ihr alle da?
- Worauf die Crew kräftig Ja rufen mußte, damit er
- sagen konnte: Drum stinkt’s auch so!
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- Er war ein Naturereignis,. Als Mensch wie als Schauspieler.
- Schwer, bei ihm die Grenze zwischen beidem zu ziehen.
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- (über Ilse Werner.)
- Wir haben nie zusammen gespielt, aber oft miteinander gesprochen.
- Ihre quirlige, kesse Art gefiel mir. Vielleicht, weil mir etwas
davon abgeht.
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- (über Fernandel:)
- Er war reizend und versprach vor jeder Aufnhme, bestimmt nicht
- wieder so schnell zu sprechen und hielt sich auch daran.
- Jedenfalls bei den ersten drei Worten.
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- In den Drehpausen erzählte er gern unanständige Witze, deren
- Pointen mir übersetzt werden mußten, Mittags verschwand er oft
als einziger,
- um ausführlich zu dinieren. Auch wenn er dann leicht ermüdet
war,
- entging ihm nichts im Atelier. Stand eine Gruppe redend
beieinander
- war er auch schon da.
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- (über Heinrich Spoerl)
- Der Schriftsteller Heinrich Spoerl und ich lagen der gleichen
- Wellenlänge, deshalb gelang mir die Darstellung der von ihm
- geschriebenen Figuren offenbar besonders.
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- (über Werner Krauß)
- Mit Werner Krauß zu spielen war herrlich und -
gefährlich!
- Wer mit ihm auf der Bühne stand, mußte auf alles gefaßt sein.
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- (über Alec Guinness.)
- Ein hervorragender Schauspieler , dessen Art zu spielen mir wieder
- einmal bestätigte. Nichts machen, nichts machen!
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- (über Erich Ponto:)
- Es war oft- und dafür bin ich den Theatergöttern dankbar- mein
Partner,
- und nicht selten vergaß ich weiter zuspielen , weil ich davon
fasziniert
- war, wie er es machte. Er machte nämlich gar nichts.
- Er war unnachahmlich.
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- (über Hubert von Meyerinck. )
- In so manchem Film haben wir nicht nur von einem Teller
- gegessen, sondern auch hinterher die Suppe
- gemeinsam ausgelöffelt.
- Der Künstler und seine Publikum
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- Das Publikum und ich sind zusammen alt geworden.
- Und nun gehören wir auch zusammen,
- und das ist wunderbar.
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- Man kann mich auf dem Bildschirm im Alter von 30,
- 40,50,60, und 70 Jahren sehen. Das bedeutet,
- daß sich fast jede Generation mit mir identifizieren
- kann und es offenbar auch tut. Es ist, wenn Sie so
- wollen, ein Sieg über die Zeit,
- ein Sieg der Technik.
- (1977)
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- Deshalb lasse ich mich auch nicht gern ungeschminkt
- fotografieren. Nicht aus Eitelkeit. Ich will nur nicht,
- daß viele Menschen meiner Generation plötzlich
- erkennen, wie alt sie inzwischen geworden sind.
- (1974)
-
- Ich glaube sagen zu dürfen, daß ich mir viel Mühe
- mache mit meinen Themen, meinen Rollen, und das
- spüren die Menschen. Das mag dazu beitragen, daß
- die Menschen sich in mir wiedererkennen. Daher
- kommt es wohl auch, daß die Post, die ich erhalte,
- aus allen Schichten, allen Altersgruppen der Bevölkerung
- kommt, von den Acht, bis zu den Achzigjähren.
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- Ich bekomme viele Briefe, in denen die Menschen
- fragen, ob sie bestimmte Dialoge richtig verstanden
- haben. Andere bitten um Textstellen, um ausführlich
- darüber diskutieren zu können. Solche Anstöße geben
- zu können, bedeutet für mich als Schauspieler
- Erfüllung.
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- Ich bekomme Liebesbriefe von alten Damen.
- Und so was freut einen doch sehr.
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- Da spürt man plötzlich eine ungeheure
- Verantwortung, wenn die Leute einem ihre
- persönlichen Dinge anvertrauen. Ich fühle dann
- Daß sie meine menschliche und künstlerische
- Entwicklung verstanden haben.
- Aber , was soll ich ihnen sagen?
-
- Ich bekomme zum Beispiel viele Briefe, in denen mir
- die Menschen einen schönen Lebensabend wünschen.
- Was soll das? Ich will keinen schönen Lebensabend.
- Ich will arbeiten. Als Schauspieler kann man nicht
- einfach in Pension gehen.
- (1985)
-
- Das Publikum weiß ja nicht, wie schwer es mir fällt,
- immer wieder das alte Klischee zu spielen. Meist
- versuche ich ja schon, etwas mehr in eine Rolle
- hineinzutun als nur den lieben Onkel Heinz.
- (1972)
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- summa Summarum, künstlerische Bilanz
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- Ein alter Lehrer von mir hat mir auf der Schauspielschule
- gesagt: Wenn Ihnen in fünf Jahren kein Knopf aufgeht,
- dann lassen Sie die Finger vom Theater! Nun inzwischen
- habe ich gelernt: es gibt sehr viele Knöpfe im Leben,
- die einem aufgehen müssen.
- (1968)
-
- Denke ich heute an die Theater zurück, an denen ich
- gespielt habe, sehe ich jedes noch vor mir. Mehr oder
- weniger deutlich, je nachdem, wie wohl ich mich in
- den einzelnen Musentempeln gefühlt habe.
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- In den ersten Jahren bin ich wohl populär geworden,
- weil ich hemmungslos drauf los gespielt habe.
- Gottseidank hat sich mein Rollenbereich geändert.
- (1980)
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- Ich habe viel gearbeitet, manchmal vielleicht zuviel.
- Und so sind Sachen dabei, für die ich mich einfach
- ein bisschen geniere.
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- Ich habe mich lange gegen ein Wiedersehen mit
- alten Filmen gesträubt. Es kann so entlarvend sein.
- Der Erfolg von einst erscheint bei späterer
- Betrachtung nicht selten als mit zu äußerlichen
- Mitteln erkauft. Mann wird kritischer
- mit den Jahren.
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- Daran erinnern sich nur noch wenige,
- daß ich damals nach meinem Start in
- Die drei von der Tankstelle, wahllos einen
- Läppischen Film nach dem anderen drehte,
- bis die Zuschauer die Nase voll hatten uns
- man mich links liegen ließ.
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- Ich habe viele schlechte Filme gedreht
- weil ich unbedingt ein Flugzeug kaufen wollte.
-
- ( Über die Zeit nach der Pleite seiner eignen
Filmgesellschaft:)
- Früher habe ich es mir leicht gemacht. Ich war nur auf
- die Wirkiung aus, auf Lacher , auf Szenenapplaus.
- Ich bin einen sehr einfachen Weg gegangen, den meine
- erste Frau Maria immer versuch hat, mir auszureden.
- Aber dann , nach dieser bitteren Enttäuschung,
- habe ich angefangen, ganz anders Theater zu spielen,
- unter Verzicht auf alle oberflächlichen Effekte und
- unter Verzicht auf die Pointe, die oft viel stärker wirkte,
- wenn man sie ausließ. Da habe ich die leisen Töne entdeckt.
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- Bei jedem meiner Filme, habe ich darauf geachtet, daß
- es zumindest eine Szene gibt, die das Innerste der
- Menschen so bewegt, daß sie noch nach Wochen und Jahren
- sich dran erinnern können, wie zum Beispiel das Gespräch
- mit dem todkranken Mädchen im
- Hauptmann von Köpenick.
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- Früher war das Unterhaltende eine Spezies von mir.
- Heute will ich Dinge zeigen, die es wert sind,
- ausführlicher darüber nachzudenken. Ich will
- Stoffe bringen, welche über die Zwei-Stunden-Dauer
- eines Stückes nachwirken. Jeder Schauspieler sollte
- versuchen Denkanstöße zu vermitteln.
- Denn er kann wie kaum einer
- eine Vielzahl Menschen erreichen.
- (1979)
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- Die Routine vieler Theaterjahre, gespaart mit Reife,
- lassen mir heute einiges in den Schoß fallen.
- Dadurch habe ich in der Darstellung Zwischentöne
- erreicht, die ich immer anstrebte. Deshalb arbeite
- ich noch. So wie es jetzt ist, macht es ganz
- einfach Spaß.
- (1979)
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- Ich glaube heute, diesen Weg richtig gegangen zu
- sein, indem ich die vorerst unbewußte
- komische Wirkung durch bewußt Schauspielerische
- Mittel zu steigern und zu kultivieren suchte.
- Wenn man fast fünfzig Jahre vor der Kamera
- gestanden hat, weiß man: allein kann man nicht
- Theater spielen, auch nicht im Film.
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- Nicht, wer am lautesten lacht ...
-
- Humor ist Gemüt. Humor kann man nicht lernen.
- Darum ist er auch so selten.
- Das steht schon bei Curt Goetz.
-
- Ich bin der Ansicht, daß ein Schauspieler, der über die
- Fähigkeit verfügt, den Humor durchblicken zu lassen.
- Oder die komischen Seiten eines Menschen im
- richtigen Sinne , wie die des Loman, des Voigt
- sichtbar zu machen, dem Publikum mehr mit nach
- Hause geben kann, als wenn man den ganzen Abend
- nur in bitter ernste Dinge einpackt.
- (1975)
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- Nur wer zwischen Komik und Humor unterscheiden
- kann, wer weiß, das Humor und Lächeln
- zusammengehören, so wie Komik und Lachen
- sich ergänzen, nur der kann die Gratwanderung
- des Komödiespielens und Inszenierens bestehen.
-
- Entscheidend ist, daß jemand
- über sich selbst lachen kann.
-
- Man kann Humor nicht auftragen wie auf einem
- Servierteller. Der Ton macht die Musik,
- und der Resonanzboden muß das Herz sein.
-
- (über seinen damals sieben Monate alten Enkel)
- Komisch ich bin der einzige, bei dem
- das Baby immer sofort lächelt.
- (1978)
-
- Rühmann ganz privat
-
- Was in unserer Zeit immer schlimmer geworden ist
- und was mich stört, ist der Lärm, das Laute.
- Ich bin ein Anhänger der Stille. Ich finde,
- die Stille ist etwas Wunderbares.
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- Ich war nie ein Star zum Anfassen, ich brauche die
- Distanz. Deshalb habe ich mein Privatleben stets
- bedeckt gehalten. Solange es Wohnungen gibt und
- Schlüssel, um sie abzuschließen, hat man das gottlob
- einigermaßen selbst in der Hand.
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- Also, diese Tarnkappe aus dem Märchen,
- die hätte ich wirklich ganz gern.
-
- Ich mag nichts weniger als Oberflächlichkeit,
- eben dieses Blabla, das auf Parties geredet wird.
- Und ich mag es, wenn Menschen Verstand haben,
- wenn sie die Dinge natürlich sehen, nicht verschroben,
- sind und über Intelligenz verfugen.
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- Ich hatte niemals Angst vor Vereinsamung. Nach dem
- Tod meiner Frau wollte ich es nicht anders. Ich wollte
- nur in meinem Haus sein, nachdenken, diese Dinge
- mit mir allein abmachen. Weiter nichts.
-
- Ich bin gar kein trauriger Mensch.
- Das erscheint oft nur so.
- (1974)
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- Damals ist bei mir eine Klappe runtergegangen, und
- die mache ich auch nicht mehr auf.
- (1978)
-
- Tagelang konnte ich das Haus nicht verlassen, weil
- die Straße so belagert war. Bei Nacht mußte ich mich
- zum Friedhof schleichen. Um einmal ungestört am
- Grab zu stehen. Das Menschen einem sowas antun können.
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- Man kann nicht den ganzen Tag lachen.
- Es bleibt einem nicht viel privater Raum
- in unserer Welt.
- (1968)
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- Ungesellig war ich nie. Aber wenn ich heute einen
- Tag mit schwierigen Dreharbeiten vor mir habe,
- einen Flug oder ein großes Golfspiel, sann muß ich
- mich schon ein wenig zurückhalten. Früher war das
- natürlich anders.
- (1978)
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- Ich kann nicht einkaufen, ohne angesprochen zu
- werden. Ich kann auf keinen Markt gehen, ohne daß
- es Aufsehen gibt. Ich kann nicht was ich sehr gern
- täte auf einer Bank oder in einem Straßencafe
- sitzen und stundenlang die Menschen beobachten.
- Nie ungehemmt sein, nie ganz entspannt, nie einer
- von allen.
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- Heute suche ich die Einsamkeit, das Alleinsein.
- Weil ich inmitten anderer nie mehr einer von vielen
- sein kann.
- (1974)
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- Ich werde nicht über mein Leben schreiben, vielleicht
- veröffentliche ich Briefe, die an mich geschrieben
- wurden, und mache Anmerkungen dazu.
- (1968)
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- ( Zum Erscheinen seiner Autobiographie: )
- Erinnerungen zurückzurufen das ist wie das Leben
- selbst: manchmal sehr fröhlich,
- aber oft auch sehr traurig.
- (1982)
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- Der Mensch und die Politik
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- Man kann heute nicht mehr unpolitisch sein
- die Politik wird einem ins Haus getragen.
- (1973)
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- Da erzählten uns die Politiker, wie gut es uns geht,
- daß wir Europäer im längsten Frieden leben,
- den dieses Jahrhundert je kannte, aber anderswo
- werden die Menschen noch weiter totgeschossen.
- Auf diesem Globus herrscht Krieg, seit Jahrzehnten.
- Wir sehen zu , hilflos, ratlos.
- (1989)
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- Ich bin der Meinung, ein Schauspieler ist für alle da.
- Außerdem finde ich, daß man in der Politik die
- Emotionen soweit wie möglich zurückdrängen sollte.
- Ich möchte , daß sich die Menschen selbst Gedanken
- machen über die Partei, die sie wählen, und ich möchte
- Diese Entscheidung nicht beeinflussen.
- (1973)
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- Früher ging ich stets den Weg des geringsten
- Widerstandes.
- (1968)
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- Wir lebten, als ginge uns alles um uns herum nichts
- an. Es war Vogel Stauß Politik, ich weiß. Ich zechte
- und flog mit Udet um die Wette, wobei ich in beiden
- Disziplinen jeweils den kürzeren zog. Vielleicht waren
- wir so übermütig, weil wir mehr und mehr erkennen
- mußten, wohin der Hase lief.
-
- Was soll ein Mensch, der das Leben liebt, in dieser
- Zeit tun? Resignieren? Ich habe ebenso wie die mir
- Befreundeten Kollegen versucht, auf anständiger Weise
- mein Leben zu führen, möglichst ohneviel
- Kompromisse.
-
- Wenn ich an jene Zeit zurück denke, darf ich zu
- meiner Beruhigung sagen, daß ich keinen Fim
- gemacht habe, dessen ich mich gesinnungsmäßig zu
- schämen hätte. Ich habe in keinem Film mitgewirkt,
- der parteipolitisch Tendenzen vertrat.
- Das war gar nicht so leicht, wie man heute glauben
- möchte,
- denn Goebbels, der Schirmherr des Films und seine
- Reichsfilmkammer, wachten über unser Tun und Treiben.
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- Ich habe damals mit rasch hingewofenen Worten
- die Gefahr bagatellisiert. Es war meine Überzeugung,
- daß dieser Spuk rasch verfliegen werde.
- Ich war Schauspieler, sonst nichts.
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- Ich habe das nicht verdient, daß ich so oft denunziert
- worden bin in der früheren Zeit. Ich habe niemandem
- etwas getan.
- (1992)
-
-
- Gedankensplitter
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- Lächeln ist das Kleingeld des Glücks.
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- Ich glaube, je älter ich werde, an Schiksal,
- nicht an Zufälle. So wie Albert Schweizer:
- der Zufall ist das Pseudonym, das der liebe Gott sich
- zugelegt, wenn er unerkannt bleiben möchte.
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- All jenen, die das Schicksal hartherzig gemacht hat,
- darf ich einen Satz zurufen, den ich zum ersten Mal
- von meiner Frau gehört habe: Schenke, vergiß es,
- und es wird zu dir zurückkommen.
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- Ich bin dem Leben dankbar. Nicht nur für alles, was
- ich erreicht habe, auch für die Senken, in die es mich
- geführt hat. Das Leben ist zwar ein Geschenk, aber
- auch eine Vorauszahlung für alle Sorgen und Probleme,
- mit denen man fertigwerden muß. Das habe ich bei
- Knut Hamsun gelesen. Er drückt das aus, was ich empfinde.
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- Keulen sind als Vernichtungswerkzeuge etwas aus der Mode.
- Aber das Schicksal bedient sich ihrer noch.
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- Erst im Alter begreift man,
- was das Wort Freund bedeutet.
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- Die Erinnerung ist das einzige Paradies,
- aus dem man nicht vertrieben werden kann.
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- Die Jungen sollten den Alten ebensoviel Toeranz
- entgegenbringen wie ihren Freunden. Die Alten
- sollten nicht so schnell vergessen, wie kühn sie
- selbst seinerzeit waren. Das wäre für beide Teile
- der Mühe wert.
- (1979)
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- Gott besucht uns oft nur sind wir selten zu Hause.
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- Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue.
- Auch mir selbst gegenüber.
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- Fleiß, Anständigkeit, Bescheidenheit, und daß man
- den Hut in die Hand nehmen kann. Da sind alles so
- oft mißverstandene Worte, aber ich bin eben ein oller
- Konservativer.
- (1982)
-
- Glauben Sie keinem Schauspieler, der behauptet,
- er läse keine Kritiken!
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- Von dem Spruch , wer probt, hat Angst
- halte ich gar nichts.
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- Existenzangst ist Gift für einen Schauspieler.
- Komisch muß man sein, und die Komik
- braucht immer Tragik als Hintergrund.
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- Nichts nutzt sich so schnell ab wie das Gesicht
- und der Ruhm eines Schauspielers.
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- Sorgen ertrinken nicht im Alkohol.
- Sie können schwimmen.
-
- Vielleicht klingt es banal, aber es lohnt
- sich, an das Gute zu glauben.
-
- Wenn Ich mir was wünschen dürfte
-
- Ich bin von Hause aus ein Romantiker. Deswegen
- hätte ich gern zur Zeit Mozarts gelebt. Oder auch im
- Mittelalter. Ich hätte gern auf einer Burg gelebt und in
- einer Postkutsche große Reisen unternommen.
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- Ein Journalist hat mich einmal gefragt, was ich
- außer Schauspieler am liebsten geworden wäre,
- ich habe ohne Zögern gesagt: Arzt. Das Bedürfnis,
- meinen Mitmenschen zu helfen.
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- Wie oft habe ich mir gewünscht, ein und dasselbe
- Stück mit denselben Schauspielern in denselben
- Dekorationen von zwei verschiedenen Regisseuren
- inszeniert sehen zu können. Wunschträume.
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- Ich möchte etwas Anspruchsvolles spielen, nicht
- unbedingt einen Schwank, wobei man das nicht
- unterschätzen sollte, sondern etwas mit Hintergrund,
- wobei man sich etwas denken muß.
- (1973)
-
- Ich habe eigentlich alles gespielt, was ein
- Schauspieler nur spielen kann in einem langen Leben.
- Aber eine Rolle wäre da noch, für so manchen
- Schauspieler bildet sie eine Krönung seiner Laufbahn:
- Das ist der Narr in Shakespeares König Lear.
- Vielleicht, daß ich ihn eines Tages doch noch.
- (1987)
-
- Ich gebe gern zu, daß ich manche Themen und Dinge
- Nicht beherrsche, und ich möchte mich da, so komisch
- Es klingt, weiterbilden. Ich möchte noch so vieles mehr
- Wissen, ehe ich eines Tages abtrete.
-
- In weiter Ferne so nah
-
- Die Zeit läuft immer schneller. Die Tage
- werden kürzer. Im Jahr und im Leben.
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- Das Jahr neigt sich seinem Ende zu. Was war,
- war. Unwiederbringlich . Das Leben ist da anders.
- Es ist ein ständiges Nehmen und Geben zwischen uns
- Älteren und den nachfolgenden Generationen.
- Was war, wird neu durchs Weitergeben.
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- Auch ich bin im Alter stiller geworden. Stiller, aber
- nicht einsam! Die Zeit ist zu kostbar, um sie mit
- falschen Dingen zu verschwenden.
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- Wie gut, daß die Ungeduld der Jugend vorbei ist. Mit
- achtundsiebzig sieht man die Dinge anders. Da
- konzentriert man sich nur noch auf die wesentlichen
- Dinge des Lebens. Man will noch ein kleines
- Stückchen arbeiten und ein kleines Stückchen
- leben. Leben ist so wichtig geworden, wenn man alt wird.
-
- Als junger Mensch störte mich die vordergründige
- Heiterkeit nicht. Die Hauptsache war, die Leute
- amüsierten sich. Heute bin ich glücklich, wenn sie
- mitten aus dem Lachen heraus ganz still werden.
-
- Es kann so schön sein, alt zu werden, das Gefühl zu
- haben, das fast schon ein Glück ist, mehr von jenen
- Dingen zu wissen, an die man früher nicht einmal
- gedacht hat. Weil man angeblich keine Zeit hatte.
-
- Auch die Welt um mich herum hat sich verändert.
- Heute sehe ich eine Blume anders. Ihre vollkommene
- Zartheit wird mir erst jetzt so recht bewußt. Der
- Sternenhimmel bedeutet mir mehr, viel mehr als
- früher. Ich erschrecke bei dem Gedanken, wie weit
- die Unendlichkeit reicht, und frage mich, was wohl
- hinter der Unendlichkeit kommt.
-
- Im Alter liebt man die Kleinigkeiten, heißt es
- die liebte ich aber immer, ich weiß, wieviel
- Kleinigkeiten bedeuten, und ich glaube, daß ich
- noch etwas zu sagen habe. Eine Kleinigkeit kommt
- zur anderen.
- (1968)
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- Erfüllte Wünsche bedeuten Stillstand. Solange wir
- Leben, müssen wir unterwegs bleiben.
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- Ich bin dem lieben Gott dankbar, daß er mich so alt
- werden ließ. In den letzten Jahren habe ich Dinge
- erlebt, die ich so noch nicht kannte.
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- In meinem Alter muß man immer daran denken, daß
- dies der letzte Film sein kann, mit dem man den
- Menschen in Erinnerung bleibt. Und das sollte nichts
- Belangloses sein.
- (1994)
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- Ich glaube nicht, daß mit dem Tod alles aus ist.
- Dieser wunderbare menschliche Körper, dieses
- so unendliche komplizierte System, unsere Seele.
- Unsere Phantasie, unsere Gedanken alles nur
- für ein einmaliges kurzes Erdenleben? Nein,
- das glaube ich nicht. Kein Schöpfer wäre so
- verschwenderisch. Wir verlassen die Erde.
- Aber wir kommen wieder.
- (1985)
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- (auf die Frage von Werner Höfer:
- Wie geht es ihnen denn, Herr Rühmann?)
- Danke gut. Aber das werde ich jetzt häufiger gefragt
- als früher. Daran merkt man, daß man älter wird.
- Besonders merkt man das, wenn man gefragt wird,
- wie geht es ihnen denn?
- (1980)
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- Ich bin nicht mit Absicht 90 geworden. Ich habe nichts
- unternommen, es unbedingt zu werden. Ich habe halt
- so gelebt, wie ich immer gelebt habe. Manchmal kann
- ich mein Alter selbst nicht glauben. Mein Leben war
- schön, ich bin zufrieden, und ich würde nichts
- anders machen.
- (1993)
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- Es gibt ein sehr schönes Gedicht, darin heiß es:
- Die Tur des Todes steht immer offen. Der Tod wäre
- also für mich keine große Überraschung.
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- Ich bin bereit. Ich habe keine Angst vor der letzten
- Klappe. Die Geburt und der Tod sind das Natürlichste
- auf der Welt.
- (1985)
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- Aus dem Buch :
- Heinz Rühmann - Gedanken & Zitate
- von Edith Jeske
- Verlag Leib & Seele
- ISBN 3-906715-08-6
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